Tee und Teekulturen aus den USA

Tee und Teekulturen aus den USA

Wussten Sie, dass der Beuteltee im Land der unbegrenzten Möglichkeiten erfunden wurde? Denken Sie bei Boston Tea Party an einen Tanztee? Glauben Sie, dass in den Vereinigten Staaten so gut wie nur Kaffee getrunken wurde und wird? Fällt Ihnen bei Charleston als Erstes ein Tanz ein?

Falls Sie die erste Frage mit einem Nein und die übrigen drei mit einem Ja beantworten und gern Neues lernen, dann wird Sie dieser Beitrag interessieren.


Tee aus den USA

Wird dort eigentlich Camellia Sinensis angebaut? Die kurze Antwort darauf lautet: kaum.

In Charleston, der Hafenstadt in South Carolina, entstand die erste Teeplantage des Landes. Das war am Ende des 18. Jahrhunderts. André Michaux hieß der aus Frankreich stammende Botaniker, der die Sträucher von einer Forschungsreise mitbrachte, allerdings als Zier- und nicht als Nutzpflanze. Noch heute wird lediglich in diesem amerikanischen Staat Tee kultiviert und weiterverarbeitet.


Teekulturen aus den USA

Ob man die USA nun als Melting Pot bezeichnet, also als Schmelztiegel, oder eher als Salad Bowl, als Salatschüssel, Fakt ist, dass viele Nationen ihre Gebräuche und ebenfalls ihre Ess- und Trinkgewohnheiten hierher gebracht haben. Zuallererst muss natürlich England genannt werden, aber auch aus anderen Ländern sind Teefans eingewandert, aus Irland, den Niederlanden, aus Indien und China, um nur einige zu nennen. Außer Engländern haben zunächst Iren und Holländer die US-amerikanische Teekultur beeinflusst und geformt. Und seit dem 19. Jahrhundert gab es beachtliche Migrationswellen vom indischen Subkontinent und aus dem chinesischen Riesenreich.


Geschichte schwarz-grün-schwarz

Es ist wenig bekannt, dass in früheren Zeiten die Vereinigten Staaten von Amerika eine bedeutende Teenation waren. Tee war das Getränk, das zu den Mahlzeiten und zwischendurch getrunken wurde. Heute ist das schon lange nicht mehr so. Aber wenn wir an Teekulturen aus den USA denken, dann auch daran, dass zum Beispiel in New Amsterdam, einer niederländischen Kolonie (dem heutigen New York), Zubereitung und Genuss von Tee feierlich und elegant zelebriert wurden. An vielen anderen Orten wurde die Tea Time um 17 Uhr wie in England nicht nur in der bürgerlichen Gesellschaft gepflegt, sondern Teezeremonien waren damals in fast allen sozialen Schichten üblich.

Sogar die Gründung der USA ist untrennbar mit Tee verbunden. 1773 war das Jahr der Boston Tea Party. Damals gab es noch keine Vereinigten Staaten, sondern lediglich Kolonien des britischen Empire. Das änderte sich erst 1776, aber einer der Vorboten war der Protest gegen die hohen Abgaben, die an das Mutterland zu zahlen waren. Über 300 Kisten gerade von dort eingeführten schwarzen Tees wurden ins Bostoner Hafenbecken geworfen. Man könnte meinen, dass von da an Kaffee das am weitesten verbreitete heiße Getränk wurde, aber dem war nicht so. Stattdessen tranken die Nordamerikaner dann eben vermehrt grünen Tee, der aus China und später hauptsächlich aus Japan kam.

Mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert fing die steigende Beliebtheit des Kaffees allmählich an, aber zu der Zeit begann erst einmal eine neue Ära für den amerikanischen Teeimport. Riesige Plantagen entstanden in Indien und Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, mit britischer Förderung und unter Anleitung und Kontrolle der Kolonialmacht. Der Tee war preisgünstig, denn die dortige Bevölkerung wurde erbarmungslos ausgebeutet. Hochproblematisch aus heutiger Sicht, aber zu der Zeit stießen die Arbeitsbedingungen bei den Verbrauchern nicht auf Kritik. Abgesehen davon, dass er sehr erschwinglich war, genoss indischer Tee einen Vertrauensvorschuss, weil den Abnehmern unermüdlich klargemacht wurde, dass Anbau, Ernte und Verarbeitung im Hinblick auf Hygiene europäischen Maßstäben entsprächen. Grüner Tee wurde auf diese Weise diskreditiert, und erneut gelangte schwarzer Tee zu Ansehen.


US-amerikanische Teekulturen von heiß bis kalt

Heute ist Kaffee Standard und in Restaurants und an Arbeitsplätzen immer verfügbar. Tee gibt es auf Nachfrage und Verlangen. Wird er heiß gewünscht, erfolgt im Allgemeinen ein sehr unzeremonielles Aufbrühen mit einem Beutel in der Tasse.

Bereits im Jahr 1896 wurde A.V. Smith ein Patent für Teebeutel erteilt. Aber die britischen Immigranten blieben ihren Gewohnheiten treu und lehnten diese neue Erfindung ab. Ein zweiter Anlauf 1904 gelang Thomas Sullivan, einem Kaffeehändler aus New York, der auch mit Tee Geschäfte machen wollte und ihn in Minisäckchen aus Seide als Werbegeschenke verpackte. Die potenziellen Kunden gaben die Beutel kurzerhand in die Teekannen und kochendes Wasser darüber. Das gefiel ihnen so gut, dass sie bald mehr davon haben wollten. Sie wurden ihnen wunschgemäß verkauft. Mit der teuren Seide war es 1930 vorbei, stattdessen kam Papier zum Einsatz. Es dauerte noch ein halbes Jahrhundert, bis die Welle über den Atlantik nach England schwappte. Dort war man traditionsbewusster, aber heute werden von den vielen Millionen Tassen Tee, die dort tagtäglich getrunken werden, rund 96 Prozent mit Aufgussbeuteln gebrüht.

Am Ende des vorigen Jahrhunderts fand der ursprünglich aus Taiwan stammende und auch in Singapur weit verbreitete Bubble Tea, über den wir an anderer Stelle berichtet hatten, seinen Weg nach US-Amerika. Kalter, süßer Grün- oder Schwarztee wird mit kleinen Tapiokakugeln vermischt. Diese sind mit Flüssigkeiten unterschiedlicher Farben und Aromen gefüllt, die beim Zerbeißen freigegeben werden. Jugendliche und junge Erwachsene finden immer mehr Gefallen daran.

Die größte Erfolgsstory ist aber Eistee aus den USA. In Flaschen und Dosen wird er industriell gefertigt und weltweit vertrieben. Mehr als 80 Prozent des Aufgussgetränkes werden in Nordamerika in dieser Form konsumiert. Und schon lange trinkt man ihn auch in Europa, besonders gern in der Schweiz.


Tee aus den USA heißt vor allem, Teekulturen aus den USA, denn der Anbau spielt dort keine große Rolle. Um so größer ist die geschichtliche Bedeutung dieses Getränkes. Die vielen Einwanderer haben in älteren wie in modernen Zeiten ihre Zubereitungsarten und Rituale mitgebracht. Der Beuteltee hat dort seinen Ursprung, und auch Eistee konnte von da aus seinen Siegeszug um den Erdball antreten.

 

 

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